ND vom 12.8.05Widerstand hat keine Ferien Studenten treffen sich in Berlin Von Peter Nowak In den Semesterferien haben in der Regel auch die studentischen Proteste Pause. Doch diese Regel scheint in diesem Jahr durchbrochen. Mitten in der Sommerpause vom 21. bis 28. August wollen sich Studierende aus ganz Deutschland in Berlin zum »Summercamp of Resistance« treffen. Damit soll an den studentischen Widerstand gegen Studiengebühren angeknüpft werden, der in den letzten Wochen in vielen Bundesländern wieder aufgeflammt war. Vor allem in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen hatten Studierende Demonstrationen organisiert und teilweise auch das Rektorat besetzt. Die Proteste haben sich vor allem nach dem Kippen des Studiengebührenverbotes durch das Bundesverfassungsgericht wieder neu formiert. Außerdem hat ein möglicher Wahlsieg der konservativ-liberalen Parteien den Widerstand ebenfalls erhöht. Schließlich haben sich beide Parteien eindeutig für Studiengebühren ausgesprochen. »Das Sommercamp soll den oft noch jungen Aktivisten die Möglichkeit geben, sich ausführlicher über die gesamtgesellschaftliche Situation auszutauschen«, meint Björn Kietzmann, der zu den Mitorganisatoren zählt. Dabei wird großer Wert auf flache Hierarchien gelegt. So kümmert sich die Campvorbereitungsgruppe hauptsächlich um die Infrastruktur und löst sich dann auf, wenn das Camp beginnt. Dann verwalten sich die Teilnehmenden selbst und legen auch das Programm fest. »Wir schaffen vor allem Raum, damit sich die Menschen austauschen und vernetzen können«, beschreibt Kietzmann die Aufgabe der Vorbereitungsgruppe. Bei dem Camp werden allerdings nicht nur Fragen des studentischen Widerstands auf der Tagesordnung stehen. »Das Camp steht jeder und jedem offen«, heißt es in einem Selbstverständnispapier, und dabei spielen »soziale Herkunft, Bildungsgrad, Staatsangehörigkeit, Alter, etc« keine Rolle. Das gilt auch für die Programmgestaltung. Angebote können per Internet oder direkt vor Ort im Camp gemacht werden. »Jeder kann zum Camp kommen und sich einbringen mit Workshops, konkreten Aktionsideen oder künstlerischen Beiträgen«, betont Kietzmann. Das Angebot wurde schon angenommen. So wird der einen Aktionstag zur Computersicherheit anbieten, und Aktivisten der Proteste an ostdeutschen Hochschulen laden zum Vernetzungstreff. Doch zur Zeit muss die Vorbereitungsgruppe noch die Standortfrage klären. Eigentlich wollen die Veranstalter am Mariannenplatz mitten in Kreuzberg campen. Doch da türmen sich immer neue Hindernisse auf, sagt Kietzmann. Die zuständigen Behörden meinten, es gäbe das ganze Jahr über zu viele kommerzielle Veranstaltungen auf dem Platz. Da wäre allerdings ein nichtkommerzielles Camp mit eindeutig gesellschaftspolitischem Thema doch ein guter Ersatz, kontern die Campvorbereiter. Noch dazu in einem Bezirk, in dem die Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer um ein Direktmandat für die Linkspartei bei den Bundestagswahlen kämpft. www.summercamp-of-resistance.org |