Blick nach Rechts 25/2005Braune Wallfahrten "Gedenkmarsch" im schwedischen Salem mit internationaler Beteiligung. Auch in diesem Jahr marschierten wieder am 10. Dezember zwischen 1000 und 1200 Neonazis durch den Stockholmer Stadtteil Salem. Vertreten waren neben der gesamten schwedischen Neonaziszene dabei Rechtsextremisten unter anderem aus Großbritannien, Dänemark, Norwegen, Estland, der Schweiz. An dem Aufmarsch teilgenommen haben auch rund 100 Neonazis aus Deutschland, darunter Lutz Giesen aus Greifswald. Sie gedenken dem am 9. Dezember 2000 in Salem bei einer Auseinandersetzung mit Migranten ums Leben gekommenen Daniel Wretström. Von den Rechtsextremisten wird er als Nationalist bezeichnet und zum Märtyrer verklärt. Dagegen hat aber der Vater von Daniel Wretström schon mehrmals eindeutig Stellung genommen. "Mein Sohn war kein Nazi", betonte er und klagte die Rechtsexremisten an, den Namen des Getöteten für ihre Hasskampagne zu missbrauchen. Doch die ließen sich davon nicht beeindrucken. Auf Flyern und Plakaten, auf denen zu dem Aufmarsch geworben wurde, war das Bild eines großen nächtlichen Fackelzuges zu sehen. Der deutsche Neonazi Lutz Giesen hielt am Grab von Wretström eine Ansprache, die von Thomas Ölund von der Band "Nothung" aus dem "Blood&Honour"-Netzwerk übersetzt wurde. Im Vorfeld versuchten die schwedischen Rechtsextremisten, die Bevölkerung gezielt für ihre Anliegen zu gewinnen. So wurden in vielen schwedischen Städten Flugblätter und eine eigene Zeitung für die Salem-Demonstration verteilt, wobei Stimmung gegen Migranten gemacht wurde. Auf Neonazi-Homepages zeigt man sich auch mit der diesjährigen Kampagne sehr zufrieden. "Allen Vorzeichen zum Trotz konnten sich am 10. Dezember erneut, zum 5. Mal, Kameraden aus Halbeuropa zum Gedenkmarsch, zu Ehren von Daniel Wretström und den zahlreichen namenlosen Opfern der multi-kulturellen Gesellschaft, versammeln, würdevoll marschieren und sich nicht von linken Antifabanden mit deren Aktionen beeindrucken lassen.", postete das "Nordische Hilfswerk" auf der rechtsextremen Internetplattform "Altermedia". Als "Deutsche und teils deutschstämmige Skandinavier, die im Nordland ihr zu Hause gefunden haben", stellt sich das "Nordische Hilfswerk" selbst vor. Als eine ihrer zentralen Aufgaben wird die Organisation von einschlägigen länderübergreifenden Fahrten und Feiern bezeichnet. Die alljährliche Mobilisierung ins schwedische Salem dürfte ein wichtiger regelmäßiger Termin dieser rechten Struktur sein. Peter Nowak |