ND 21.01.05Bleibt Offene Uni offen? Berlin: Studenten-Initiative soll Institut weichen Von Peter Nowak In einem Raum wird ein Lesekurs zu Erichs Fromms Buch »Sein und Haben angeboten«, gegenüber wird über Gramsci diskutiert und einen Stock darüber debattiert man über Hegels Logik. Es ist viel los am Sitz der Offenen Uni (OUBS) in der Villa am Rande der Berliner Charité. Das Gebäude ist Teil der Humboldt-Universität (HU) und wurde erst vor kurzem bezogen. Doch bald könnte die Suche nach passenden Räumen von vorne beginnen. Bis zum 31. März soll nach dem Willen der Uni-Leitung die Villa geräumt sein. Dann soll ein neurologisches Institut dort sein Domizil eröffnen. Für die Betreiber der Offenen Uni aber ist ein gleichwertiges Ersatzgebäude die Voraussetzung für einen Umzug. »Wir lassen uns nicht mit zwei Räumen abspeisen. Solange wir kein passendes Angebot erhalten, bleiben wir einfach hier«, betonte Christina Fischer von der Offenen Uni gegenüber ND. Gegründet wurde die Initiative Mitte Dezember 2003 während des letzten großen Uni-Streiks. Ein Abitur ist nicht nötig, um dort Kurse anzubieten oder daran teilzunehmen. Während alle Medien vom Ende der Protestbewegung sprachen, reichten die zwei Räume bald nicht mehr aus. So war man froh, zu Beginn dieses Wintersemesters die etwas abseits liegende Villa beziehen zu können. Dort nutzen mittlerweile zahlreiche politische Gruppen die Räume für Kurse oder Vorbereitungsveranstaltungen. Dazu gehört die »Achse des Friedens« ebenso wie das kapitalismuskritische Bündnis »Ende der Bescheidenheit«. Diese Öffnung gehört zu den Grundsätzen der Uni: »Wir öffnen die Uni, um uns kritisch mit den herrschenden Verhältnissen auseinander zu setzen«, meinte Till Richter, der von Anfang an dabei ist. Aber auch die wissenschaftlichen Arbeitsgruppen unterscheiden sich deutlich von Vorlesungen an der Universität. Die Kursteilnehmer bearbeiten die Themen selbstständig ohne Dozenten. »Der einzige Professor, der öfter zur OUBS kommt, ist Peter Grottian. Doch bei uns sitzt er gleichberechtigt mit den anderen um einen Tisch und plant Aktionen gegen Hartz IV«, so Richter. Infos zur Offenen Uni gibt es unter www.oubs.tk |