Frankfurter Rundschau 12.8.05Ein Link zur Razzia Nach einer polizeilichen Durchsuchung will die Internet-Plattform "LabourNet" klagen VON PETER NOWAK Für gewöhnlich beschäftigt sich Mag Wompel mit sozialen Auseinandersetzungen, Betriebskämpfen und gewerkschaftlichen Debatten. Denn sie ist Redakteurin der Internet-Plattform LabourNet Germany, die unter www.labourNet.de laut Eigendarstellung "tagesaktuell über betriebliche und außerbetriebliche Kämpfe der Lohnempfänger und Erwerbslosen in Deutschland und dem Rest der Welt informiert". Doch seit mehr als einem Monat muss sich Wompel mit juristischen Fragen in eigener Sache beschäftigen. Anfang Juli beschlagnahmte nämlich die Polizei in mehreren Bochumer Wohnungen Computer, Datenträger und schriftliche Unterlagen von Mitarbeitern des LabourNet. Der Anlass war eine Anzeige wegen des Verdachts der Urkundenfälschung. Ende vergangenen Jahres sind in Bochum und Köln Flugblätter mit dem Briefkopf der Bochumer Arbeitsagentur aufgetaucht, die sich satirisch mit den Hartz IV-Gesetzen auseinandersetzten. Unterschrieben waren sie mit "Kommando Paul Lafargue". Der Name bezieht sich wohl auf den gleichnamigen Schwiegersohn von Karl Marx, dessen Schrift "Das Recht auf Faulheit" nicht ganz unbekannt ist. Von der Razzia erhoffte sich die Polizei Informationen über die anonymen Verfasser dieses Flugplatzes. Denn einige Tage danach legte das anonyme "Kommando Paul Lafargue" mit einem weiteren Schreiben nach. Dort wurden auch die Internetseite von LabourNet für weitere Informationen über die Agenda 2010 und die Proteste dagegen aufgeführt. "Pressefreiheit verletzt" Die Verantwortlichen von LabourNet haben davon allerdings erst nach Einsicht in die Ermittlungsakten erfahren. Mag Wompel ist empört: "Nur weil in dem Schreiben auf unsere Homepage verwiesen wird, sind wir ins Visier der Justiz geraten". Sie spricht von Unverhältnismäßigkeit und sieht die Pressefreiheit verletzt. So sei die Korrespondenz aus dem Zeitraum vom November und Dezember 2004 kopiert worden. Zu dieser Zeit war auch der Höhepunkt der Vorbereitungen zur Kampagne "Agenturschluss", zu der unabhängige Erwerbslosengruppen und Hartz IV-Gegner für den 3. Janaur mobilisiert hatten. In mehreren Städten waren an diesem ersten Tag der neuen Hartz-Gesetze die Arbeitsagenturen blockiert worden. LabourNet hatte bei der Aktion eine koordinierende Rolle gespielt. Auch der Schriftverkehr zur Aktion "Schwarze Schafe" war bei der Razzia von der Polizei beschlagnahmt worden. Dabei ging es um die Arbeitsbedingungen bei Euro-Jobs. Wompel fordert die vollständige Herausgabe der beschlagnahmten Gegenstände (inzwischen geschehen) und behält sich weitere rechtliche Schritte vor. "Notfalls gehen wir bis zum Bundesverfassungsgericht". Erfreut zeigt sich Wompel über die zahlreichen Solidaritätsaktionen mit der Internetplattform. Auch das Komitee für Grundrechte und Demokratie und der Bundesvorstand der Deutschen Journalistenunion haben gegen das Vorgehen der Bochumer Justiz protestiert. Die allerdings sieht sich erwartungsgemäß im Recht. Die Beschlagnahme sei zulässig und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit sei gewahrt, erklärte das Bochumer Amtsgericht. |