ND vom 1.7.05Hauskampf als innerparteilicher Grabenkrieg Der Verkauf ihres ehemaligen Gästehauses bereitet österreichischen Kommunisten weiter Ärger Von Peter Nowak In Wien sorgt die drohende Räumung des Ernst-Kirchweger-Haus für heftige Auseinandersetzungen. -------------------------------------------------------------------------------- Die Kommunistische Partei Österreich (KPÖ) hat eine Klage gegen die Internetplattform »kominform.at« eingeleitet, nachdem dort behauptet worden war, die KPÖ habe vom politischen Vorleben des neuen Hauseigentümers der »Wielandschule« gewusst. Bei dem soll es sich um ein ehemaliges Mitglied der »Aktion Neue Rechte« handeln. Streitobjekt ist das ehemalige Gästehaus der Partei, in dem vor 1989 Besucher aus osteuropäischen Ländern übernachteten. Nach dem Zerfall des Ostblocks stand das Haus nur kurze Zeit leer. 1990 wurde es von zahlreichen linken Gruppen besetzt. Seitdem ist es Zentrum der außerparlamentarischen Initiativen aus Wien. Diese benannten die ehemalige »Wielandschule« nach dem antifaschistischen Widerstandskämpfer Ernst Kirchweger, der 1965 auf einer Demonstration von einem Altnazi so heftig attackiert wurde, dass er wenige Tage später an den Folgen seiner Verletzungen starb. Das linke »Tatblatt« hat im Kirchweger-Haus (EKH) ebenso ihr Domizil wie die »Föderation der Arbeiter und Jugendlichen aus der Türkei«, die »Frauen-Werkstatt« und das »Archiv der sozialen Bewegungen«. In einem separaten Wohnbereich wird probiert, kollektiv zu leben. Damit sollte nun Ende Juni Schluss sein. Denn bis gestern sollten zwei Drittel des Hauses leer sein. Das verlangte der neue Eigentümer Christian Machowetz, dem die KPÖ das Haus verkauft hatte. Doch eine Kritischen Politische Initiative (Kripo) versucht seit einiger Zeit, mit vielfältigen Öffentlichkeitsaktionen die Räumung des EKH zu verhindern. Sie fordert von der Stadt Wien eine politische Lösung. So wurde gestern vor dem Wiener Rathaus demonstriert, auch aus Deutschland waren zahlreiche Unterstützer angereist. Die Kommunistische Partei hält sich für das Haus formaljuristisch nicht mehr für zuständig. Doch ein großer Teil der österreichischen Linken sieht sie weiterhin in der Verantwortung. Inzwischen findet der Streit um das EKH nun auch als innerparteilicher Grabenkrieg statt. Um besagte Internetplattform sammeln sich traditionelle Kommunisten, die der aktuellen Parteiführung um Walter Baier einen Ausverkauf der kommunistischen Ideale vorwerfen. Mit den Zielen der Besetzer hat diese Fraktion allerdings politisch wenig zu tun. Die Besetzung hat seit ihrem Beginn zu heftigen innerparteilichen Diskussionen geführt. Intellektuelle wie die Schriftstellerin Elfriede Jelinek und der Filmemacher Peter Turrini haben sich schon Anfang der 90er Jahre mit dem EKH solidarisiert. www.med-user.net/ekh/ |