ND vom10.10.05 Tatendrang gegen Hartz IV Hartz-Gegner wollen wieder auf die Straße gehen Von Peter Nowak Egal, wer demnächst in Berlin die Regierung stellt - die Politik des Sozialabbaus geht weiter, ob man sie nun Agenda 2010 wie die SPD oder Agenda Plus wie die CDU/CSU nennt. Wo sind die Gegner von Hartz IV geblieben, die noch im letzten Jahr so lautstark auf die Straße gingen? Am 29. Oktober soll es in Nürnberg eine überregionale Demonstrationen unter dem Motto »Eine andere Welt ist nötig und möglich« geben. Zu den Organisatoren gehören Sozialforen, studentische Gruppen, Flüchtlingsinitiativen, solid und die bayerische WASG. Die Route soll an den Nürnberger Parteizentralen von CSU und SPD und der Filiale der Deutschen Bank vorbeigehen. Im letzten Jahr kamen Anfang November zu einer bundesweiten Demonstration gegen Hartz IV mehrere Tausend Menschen nach Nürnberg. Dass diese Zahl am 29. Oktober wieder erreicht wird, ist unwahrscheinlich. Aber auch in anderen Städten mobilisieren Sozialinitiativen wieder auf die Straße. Dazu hat sicher auch das Verhalten der politischen Klasse in Berlin beigetragen. Noch-Kanzler Schröder erklärt, er wolle die Politik der Hartz-Reformen fortsetzen. Von den SPD-Linken, die mit ihrer Kritik an der Agenda 2010 mit zu den vorgezogenen Wahlen beigetragen haben sollen, hört man wenig. Gleichzeitig werden neue Kürzungsmaßnahmen bei den Erwerbslosen beschlossen. »Da kommt schon neue Wut hoch, dass unsere Proteste vom letzten Jahr ignoriert werden«, meint ein Anti-Hartz aus Berlin. Aber es gibt auch viel Enttäuschung, gerade bei Menschen, die anfangs euphorisch waren, als immer mehr Menschen auf die Straße gingen, bestätigt Franz Voigt. Er ist Gründungsmitglied der Aachener Erwerbslosenselbsthilfegruppe »Tatendrang«. »Wir verstehen uns als offenes Forum, das völlig unabhängig von parteipolitischen Ausrichtungen aktiv sein will«, unterstreicht Voigt. »Unser wichtigstes Ziel besteht aber neben der Aufklärung über aktuelle gesetzliche Entwicklungen darin, Einfluss auf die Politik auszuüben, um die Situation für Arbeitslose und deren Familien zu verbessern.« In den nächsten Wochen soll wieder bundesweit zu Protesten für den 5. November nach Berlin mobilisiert werden. Damit die Hartz-Parteien nicht ganz ohne Einspruch der Betroffenen ihre Pläne umsetzen können. |