ND 24.03.05Mensch aus Glas Kritik am neuen Rundfunkstaatsvertrag Von Peter Nowak Mit diesem Slogan»Schon GEZahlt?« erinnert die Einzugszentrale für Rundfunk- Fernsehgebühren säumige Zahler an ihre Pflichten. Doch nach dem 1. April wird es nicht bei solchen Appellen bleiben. Dann tritt der neue Rundfunkstaatsvertrag in Kraft, der nicht nur die Erhöhung der Rundfunkgebühren auf 17,22 Euro im Monat festlegt. Durch die Neuregelung sollen nachträglich bisher umstrittene Methoden legalisiert werden, mit denen die GEZ möglichen Schwarzsehern und Hörern auf die Spur zu kommen hofft. Der Paragraf 8 im vierten Abschnitt des neuen Vertrags erlaubt den Landesrundfunkanstalten bzw. der von ihnen beauftragen GEZ »...im Rahmen des Einzugs der Rundfunkgebühren« die Erhebung, Verarbeitung und Nutzung personenbezogener Daten. Damit wird die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen, dass die GEZ bei kommerziellen Adressenhändlern Datensätze kaufen kann, die Alter, Beruf, finanzielle Situation und besondere Interessen der Person enthalten. Diese Angaben werden dann mit ihrer der GEZ-eigenen Datenbank abgeglichen. Sämtliche noch nicht erfassten Personen können dann als potenzielle Schwarzseher und Hörer angeschrieben oder von so genannten »Rundfunkbeauftragen« besucht werden. In der Vergangenheit gab es immer wieder Klagen über forsch auftretende Gebührenbeauftragte, die schon mal im Altpapiercontainer Adressenaufkleber von Fernsehzeitungen begutachtete. Diese aufwendige Methode dürfte nach dem 1. April der Vergangenheit angehören. Die Adressenlisten von TV-Zeitschriftenabonnenten dürften für die GEZ eine besonders begehrte Ware sein. Ein Abonnent, der keine Gebühren bezahlt, ist natürlich besonders im Visier der Behörden. Kritiker bemängeln, dass die GEZ einerseits wie ein privates Unternehmen Adressen kaufen und dann als öffentlich-rechtliches Unternehmen Gebührenbescheide verschicken kann. Außerdem sei nicht klar geregelt, was mit den ausgewerteten Daten später geschehen soll. In einer gemeinsamen Erklärung haben Datenschützer aus 9 Bundesländern vor einer »Verschlechterung des Datenschutzes« gewarnt. Die Neuregelung fördere »die Beschaffung von jährlich mehreren Millionen Adressen hinter den Rücken der Betroffenen« warnen sie. »Die GEZ darf jetzt fast alles« titelt selbst die konservative Frankfurter Allgemeine Zeitung. |