ND vom 17.4.05Aufruf zur Verweigerung Zapatistische Ideen inspirieren den Film »Der vierte Weltkrieg« Von Peter Nowak Die mexikanischen Zapatisten setzten in den neunziger Jahren viele Trends in der globalisierungskritischen Bewegung. Auch der Film »Der vierte Weltkrieg« nimmt reichlich Anleihen beim zapatistischen Gedankengut. »Der Vierte Weltkrieg hat schon begonnen«, erklärte Subcomandante Marcos von den Zapatisten in einem seiner berühmten Communiques aus dem Lakadonischen Regenwald. Dieses Zitat wurde mittlerweile zum Titel eines Filmes, der vom Big Noise Medienkollektivs New York produziert und von Indymedia unterstützt wird. Er hat den Anspruch, einen Beitrag zur Vernetzung weltweiter Initiativen gegen den Neoliberalismus zu leisten. In vielen Ländern zählt der Film schon zu den Klassikern der Globalisierungskritiker. Vom ästhetischen Standpunkt kann der Film als gelungen betrachtet werden. Hier wird keine langweilige Politpropaganda geboten. Die Schnitte erinnern eher an Videoclips der in den 90er Jahren legendären US-Politband »Race against the Machine«. Nicht nur der Titel, auch die lyrischen Texte sind vom Zapatismus inspiriert. Der Süden Mexikos ist einer der Schauplätze, auf die die Filmemacher immer wieder zurückkommen. Daneben macht der Zuschauer einen Streifzug durch die sozialen Kämpfe Argentiniens, Koreas und Südafrikas. Beim Ausflug in die mexikanische Geschichte wird die Wahlniederlage der jahrzehntelangen Staatspartei PRI als Erfolg des Zapatismus gewertet, ohne zu erwähnen, dass jetzt eine noch neoliberalere Partei an der Macht ist. Außerdem ist es arg verkürzt, die Geschichte der PRI nur als Diktatur zu charakterisieren. Schließlich hat die Partei in den 30er Jahren nicht nur bedeutende Sozialreformen durchgesetzt, sondern hat auch die spanische Republik gegen die Franco-Faschisten unterstützt. In Deutschland trafen die Szenen aus dem palästinensischen Jenin auf die größte Kritik. Der Vertrieb CineRebelde schreibt treffend: »Es ist verkürzt zu suggerieren, dass israelische Panzer Neoliberalismus durchsetzen wollen oder steinewerfende Kinder in Palästina gegen den Freihandel kämpfen.« Der Film zeigt immer wieder Szenen toter Kinder und trauernder Eltern in palästinensischen Städten. Die Israelis werden aber nur als Soldaten in schweren Panzern gezeigt. Keine Szene zeigt die Opfer von Selbstmordattentätern und ihre trauernden Verwandten. Auch die israelische Friedensbewegung, die sich der herrschenden Logik aus Gewalt und Gegengewalt verweigert, kommt in dem Film nicht in den Blick. Im Gegensatz dazu gelingt den Filmemachern eine der ergreifendsten Szenen in New York nach den Anschlägen vom 11.September 2001. Die Bilder der Toten und Vermissten werden gezeigt, daneben trauernde Freunde und Angehörige. Dann spielt ein Straßenmusiker in einer Bahn Gospelsongs und richtet einige nachdenkliche Worte an die Fahrgäste. Er fragt, wem es nutzt, wenn es demnächst Krieg gibt und irgendwo auf der Welt, Menschen um ihre Toten trauern. Der Film ist eine Aufforderung, sich dem Vierten Weltkrieg zu verweigern und sozialen Widerstand zu leisten. Deshalb ist ihm trotz mancher Kritik auch in Deutschland viel Verbreitung zu wünschen. |