Blick nach Rechts 12/2005Cottbus Neonazis In Cottbus häufen sich rechtsextreme Angriffe. Cottbus gehörte Anfang der 90er Jahre zu einem der Schwerpunkte rechter Aktivitäten, später war es ruhiger geworden. Doch in der letzten Monaten ist eine Neuformierung der Rechtsextremen in der brandenburgischen Stadt zu beobachten. Schlüsselfigur ist das langjährige Mitglied der Jungen Nationaldemokraten Marcel F. Heute ist er führender Aktivist der "Gesinnungsgemeinschaft Süd-Ost Brandenburg", die ihre Anhänger im Internet zu "gemeinsamem und geschlossenem Handeln" aufruft. Auf der von F. betreuten Homepage der Gesinnungsgemeinschaft gibt man sich harmlos. So wird berichtet, wie sich "eine Gruppe Widerstandskämpfer" am Rosenmontag 2005 in bunten Faschingskostümen in den "Mitteldeutschen Karnevalszug" gemischt hätten und unter den Augen ahnungsloser Ordnungshüter an Jugendliche CDs mit rechter Musik verteilten. Vor allem die Cottbuser Stadtteile Sachsendorf und Neuschmellwitz sind zu Brennpunkten rechtsextremer Gewalt geworden. Die Serie rechter Überfälle der letzten Zeit ist lang. So wurde in der Nacht zum 8. Mai ein 57-jähriger Mann indischer Herkunft in einem Bus von zwei Rechtsextremen mit rassistischen Parolen angepöbelt und später verfolgt und zusammen geschlagen. Nur wenige Tage zuvor wurden zwei Studenten aus Kamerun in einer Disco bedroht und durch Schläge verletzt. Immer wieder klagen ausländische Studierende in Cottbus über rechtsextreme Angriffe. Durch einen spektakulären Überfall am 14. Mai wurden die rechten Gewalttätigkeiten in Cottbus auch bundesweit zum Thema. Mitarbeiter des Jugendclubs "Fragezeichen" im Stadtteil Sachsendorf hatten am 14. Mai eine Informationsveranstaltung mit Referenten aus Berlin organisiert. Vor Beginn der Veranstaltung wurden zwei bekannte Neonazis, darunter Marcel F. enttarnt und des Hauses verwiesen. Kurze Zeit später überfielen mehr als 20 Vermummte den Jugendclub, zerstörten Teile der Einrichtung und verletzten mehrere Besucher, die ambulant behandelt werden mussten. Peter Nowak |