ND vom 25.11. 05Vom Meckern und Fliegen Unzufriedenheit beim Billigflieger Ryanair Von Peter Nowak Mit Ryanair verbinden viele das Fliegen zu erschwinglichen Preisen. Gewerkschafter assoziieren mit dem Namen das Fliegen auf ganz andere Weise. »Wer rebelliert, fliegt raus«. Tarifverträge gibt es bei der Fluglinie nicht, obwohl die Internationale Transportarbeiter-Föderation (ITF), ein Dachverband von 600 Gewerkschaften aus 130 Ländern, seit Jahren versucht, als Tarifpartner anerkannt zu werden. Dazu sind unkonventionelle Wege nötig. Die ITF hat die Internetseite »ryan-be-fair.com« geschaltet, um mit Mitarbeitern Verbindung aufzunehmen. »Die Leute bei Ryanair sagen uns, dass sie Angst haben, direkt mit Gewerkschaften Kontakt aufzunehmen. Traditionelle Mittel wie Flugblätter oder Gewerkschaftstreffen wären da nicht angebracht«, erklärt Ingo Marowski, Luftfahrt-Sekretär bei der ITF. An der mehrsprachigen Seite ist auch ver.di beteiligt. Der Sprecher der Vertrauensleute beim Kabinenpersonal des Konkurrenten Lufthansa, Oliver Zimmermann, sieht Ryanair europäische Werte und Standards verletzen. Mit dem Boom der Billigflieger haben sich bei vielen Linien die Arbeitsbedingungen verschlechtert. Doch schlechte Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten müssen nicht auf das Wohlbefinden der Passagiere »durchschlagen«, sagte sich offenbar das Management der Billig-Linie - und macht sich derzeit daran, eine neue revolutionäre Geschäftsidee von Ryanair-Chef Michael O'Leary umzusetzen. Der hat nämlich die Vision, dass demnächst alle Flüge seiner Airline grundsätzlich gratis angeboten werden könnten. Der Grund: Nicht mit Tickets, sondern mit Unterhaltungsangeboten sollen dann die Erlöse erzielt werden. So liegt die Zukunft des Geschäfts im Glücksspiel hoch über den Wolken. Ab 2007 will Ryanair Spielcasinos an Bord von Flugzeugen anbieten. Noch macht man einen Gutteil des Geschäfts allerdings auf irdische Weise - durch Hotelbuchungen oder Autovermietungen. |