Linkszeitung30.08.2005 Studie ängstigt Berlins Hartz IV-Empfänger Erst arbeitslos - dann wohnungslos? Von Peter Nowak Folge von Hartz IV: Vielen tausend Arbeitslosen droht der Zwangsumzug Eine Entwicklung am Berliner Wohnungsmarkt verheißt nichts Gutes: Während teure Wohnungen billiger werden, steigen die Mieten von Wohnungen im unteren Preisbereich, insbesondere für Ein-Personen-Haushalte. Die Privatisierung der Wasserbetriebe durch den Berliner Senat und die Teuerungen bei Strom, Öl und Gas lassen überdies die Brutto-Warm-Mieten kräftig steigen. Jetzt fürchten Hartz-IV-Empfänger und Erwerbslosenverbände, dass auch in Berlin bald massenhaft Zwangsumzüge von Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Niedriglöhnen bevorstehen. Aktuellen Anlass für diese Befürchtungen bietet eine vom Berliner Stadtplanungsbüro Topos für die Bezirksverwaltung Friedrichshain-Kreuzberg erarbeitete Studie: Sie kommt zu dem für die Betroffenen ernüchternden Ergebnis: "Trotz sozialer Ausnahmeregelungen droht rund jeder vierten Hartz-IV-Familie der Zwangsumzug in eine kleinere und billigere Wohnung". Von 35.000 bis 45.000 erzwungenen Wohnungswechsel sprechen die Planungsexperten. Der Berliner Senat hat mehrfach betont, dass diese Menschen durch eine ab Juli 2005 gültige Ausnahmeregelung vor einen Zwangsumzug geschützt seien. Doch die Topos-Experten kommen in der Studie zu dem ernüchternden Ergebnis, dass nur sehr wenige Arbeitslose von diesen Regelungen profitieren. Die Ausnahmeregelung gilt für Schwangere, Familien mit kleinen Kindern und Menschen, die bereits länger als 15 Jahre in ihrer Wohnung leben. Bei ihnen darf die Miete die für sie ermittelte Obergrenze um zehn Prozent überschreiten und der Senat zahlt in einer bestimmten Höhe zu. Sollte die Wohnung dann immer noch zu teuer sein, gelten für mögliche Umzüge Übergangsfristen von bis zu zwei Jahren. Schwerkranke oder Behinderte wären von einer Zwangsräumung nicht betroffen. Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei) erklärte in einer ersten Stellungnahme zu der Studie, sie könne die Zahlen nicht nachvollziehen. Ihre Sprecherin Roswitha Steinbrenner meinte, Prognosen seien gar nicht möglich, da immer der Einzelfall betrachtet werden müsse. Darin wiederum sehen im Anti-Hartz-Bündnis zusammengeschlossenen sozialen Initiativen einen "unbegründeten Zweckoptimismus". Die Studie bestätige ihre schon lange Jahre geäußerten Befürchtungen, dass Hartz IV auch in Berlin zu Zwangsumzügen führen werde. |