ND 19.05.05Aktionstag gegen Ein-Euro-Jobs Von Peter Nowak Die Montagsdemonstrationen gegen Hartz IV sind Geschichte, die Ein-Euro-Jobs sind Realität und werden sogar von den Betroffenen gerne angenommen. Das behaupten jedenfalls die Medien. Doch es gibt in vielen Städten weiterhin Menschen, die sich damit nicht abfinden wollen. Beim ersten Ein-Euro-Aktionstag wollen morgen bundesweit Betroffene der Arbeitsmarktreform Hartz IV und soziale Initiativen auf ihre Forderungen aufmerksam machen. In mehr als 20 Städten sind Aktionen geplant. Dabei geht es weniger um spektakuläre Events sondern um kleine Schritte der lokalen Vernetzung und dem Beginn einer Perspektivdebatte. »Es bringt uns wenig, wenn wir für einen Tag in den Medien sind und danach nichts mehr läuft«, zieht eine Berliner Aktivistin die Lehre aus den Anti-Hartz-Protesten vom letzten Jahr. Deshalb richten die Initiativen gegen Ein-Euro-Jobs ihr Augenmerk auf die Arbeit mit den Betroffenen. Ein Schwerpunkt des Aktionstages werden so genannte Ein-Euro-Spaziergänge sein. Man will zu den Arbeitsstellen gehen und mit den Ein-Euro-Jobbern sprechen. In Berlin gab es schon mehrere solcher Spaziergänge mit unterschiedlichen Ergebnissen. Manchmal traf man auf Betroffene, die wütend waren und sich über den Besuch freuten. Manchmal allerdings kam man mit den Trägern von Projekten in Kontakt, die Ein-Euro-Jobs anbieten. Die wollten dann gleich einen Termin für die Projektvorstellung vereinbaren. Durch die Ein-Euro-Spaziergänge soll auch ermittelt werden, ob damit reguläre Arbeitsplätze wegfallen, was vom Gesetzgeber eigentlich verneint wird. Mittlerweile gibt es Berichte aus verschiedenen Städten, die einen Missbrauch nahe legen. Damit stehen die Initiativen aber auch vor einem Dilemma. Setzen sie sich gegen den Missbrauch dieser Billigjobs ein - oder kämpfen sie für deren Abschaffung. Eine Schwierigkeit, vor der einige linken Projekte ebenfalls stehen. Denn auch Initiativen, die sich im vergangenen Jahr politisch gegen die Hartz-Gesetzgebung engagiert haben, greifen mittlerweile auf Ein-Euro-Jobber zurück. Dabei wird argumentiert, nur mit solchen kostengünstigen Maßnahmen könne der eigene Bestand gesichert werden. Die nicht zuletzt aus der Erwerbslosen-Bewegung der 80er Jahre entstandene Zeitung »Wildcat« kritisiert dieses Herangehen. Damit werde eine entschiedene Bewegung gegen die Ein-Euro-Jobs erschwert. Sie fordert eine Debatte darüber ein. Ein solcher Verständigungsprozess soll morgen auch einer der Schwerpunkte werden. Noch ist offen, ob es bei dem einmaligen Aktionstag bleibt. »Das hängt davon ab, ob Betroffene sich organisieren wollen. Eine aufgesetzte Sache wird es nicht geben«, so die Meinung von Berliner Aktivisten. Weitere Informationen zum Aktionstag: www.labournet.de |