ND 09.04.05Bekenntnis zu Volk und Boden Nazis mobilisieren zum 1. Mai: Thema soll vor allem Hartz IV sein Von Peter Nowak Auch in diesem Jahr wollen Neonazis den 1. Mai für ihre Propaganda nutzen. Mehr noch als in den letzten Jahren soll dabei der Kampf gegen Hartz IV im Zentrum stehen. In Magdeburg und Nürnberg will die NPD mit der Parole »Weg mit Hartz IV - Das Volk sind wir« auf die Straße gehen. Ausgerechnet jenem Spruch also, den sich nicht nur in Berlin auch ein Teil der bunten Montagsdemo-Umzüge von Sozialforen über MLPD und PDS bis Attac zu Eigen gemacht hat. In Worms und Frankenthal wollen die Rechten unter dem Motto »Stoppt die Ausplünderung des deutschen Volkes. Wir sind nicht das Sozialamt der Welt« demonstrieren - und so rassistische Hetze und Sozialdemagogie verbinden. In Neubrandenburg heißt die Parole der Rechten zum 1. Mai »Arbeit durch Systemwechsel - Nationaler Sozialismus schafft Arbeit«. Die Federführung hat dort die Mecklenburgischen Aktionsfront, eine Gruppe aus dem Spektrum der besonders radikalen Freien Kameradschaften. So heißt es denn auch in unverkennbarer Nazidiktion: »Der 1. Mai ist ein Bekenntnis zu dem uns alle ernährenden Boden, ein Bekenntnis zu seelischer und geistiger Gemeinsamkeit aller Volksgenossen«. In dem Aufruf wird auch die PDS mit möglichen Krawallen in Berlin-Kreuzberg in Verbindung gebracht. Die Rechten geben sich dagegen ganz bürgernah: »Wir sind nicht gewalttätig und kriminell. Wir sind nationale Sozialisten.« Doch nicht nur zum 1. Mai haben die Rechtsradikalen Hartz IV für sich entdeckt. Bei fast jeder rechten Demonstration steht inzwischen ein mehr oder weniger sozialpolitisches Thema im Mittelpunkt. So wollen NPD und Freie Kameradschaften am 16. April in Erfurt unter dem Motto »Endlich Gerechtigkeit für alle Deutschen« auf die Straße gehen. Das war auch das Motto mehrerer »nationaler Montagsdemonstrationen« in Eisenach. Auf ihrer Internetseite bescheinigt sich das rechte »Aktionsbüro Thüringen«, mit den Anti-Hartz-Aktionen immer mehr Sympathie in der Bevölkerung gewinnen zu können. Zugleich beklagen die Nazis indes, dass die Zahl der Demonstranten trotzdem gering geblieben sei. Die starke Konzentration auf Hartz IV ist auch auf Strategiedebatten der extremen Rechten zurückzuführen. Nach der für die NPD enttäuschenden Landtagswahl in Schleswig-Holstein wurde in der rechten Szene wieder die Forderung laut, nicht mit einem nostalgischen NS-Bezug und martialischen Straßenumzügen auf Stimmenfang zu gehen. Man müsse, so eine häufige Forderung in rechten Diskussionszirkeln, vielmehr vor allem soziale Themen aufgreifen. |