ND 20.02.04SS-Rune vor Gericht mit Pflaster überklebt Prozess gegen Potsdamer Neonazi begann
Von Peter Nowak Jugendliche entrollten vor dem Gebäude ein Transparent mit der Aufschrift: »Den rechten Vormarsch in Potsdam stoppen«. Am Eingang von Saal 9 herrschte am Donnerstag Andrang. Das Potsdamer Landgericht verhandelte gegen den stadtbekannten Neonazi Heiko G.- unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Der in Untersuchungshaft sitzende G. ist angeklagt, zusammen mit zwei Männern und einer Frau in den frühen Morgenstunden des 23. März 2003 am Potsdamer Bahnhof Rehbrücke einen linken Jugendlichen schwer misshandelt und anschließend auf die Gleise geworfen zu haben. Der Vorfall hatte damals überregional für Aufsehen gesorgt. Nach Angaben des Opfers, das als Nebenkläger auftritt, schlugen ihm die Täter mit einem Teleskopschlagstock auf Kopf und Beine und traten zu. Sie riefen dabei: »Zecke, verpiss Dich« und »So fühlt es sich an, wenn man unterlegen ist«. Der Angegriffene erlitt einen doppelten Nasenbeinbruch und Rippenprellungen. Die Neonazis ließen erst von ihm ab, als er in der Frau eine Mitschülerin erkannte und diese um Hilfe bat. Nach Aussage des Opfers ließ sich die Mitschülerin allerdings nicht erweichen. Sie habe geäußert, sie wolle selbst einmal zutreten. Zunächst stritt der Angeklagte die Tat ab. Nach Zeugenaussagen seiner Freunde, gegen die gesondert ermittelt wird, ließ sich diese Version nicht mehr halten und G. entschloss sich zu einem Geständnis. Als Motiv gab er Hass auf Linke an, weil er nach einer NPD-Kundgebung im Dezember 2002 von Antifaschisten verprügelt worden sei. Der Richter machte auf das Vorstrafenregister des Angeklagten aufmerksam. So wurde G. Anfang der 90er Jahre wegen schwerer Körperverletzung und Brandstiftung zu sechs Jahren Jugendhaft verurteilt. Wegen einer auf die Hand tätowierten SS-Rune muss G. jetzt mit einer Anklage wegen Zeigens verfassungsfeindlicher Kennzeichen rechnen. Nach einer Prozesspause wurden die Rune mit einem Pflaster überklebt. Das Gerichtsverfahren wird am Donnerstag fortgesetzt. |