ND 29.10.04Gegen den Einfluss der Konzerne Offener Brief von Nichtregierungsorganisationen an die EU-Kommission
Von Peter Nowak 50 europäische Nichtregierungsorganisationen haben sich in einem Offenen Brief gegen die neoliberale Ausrichtung der EU-Kommission gewandt. Organisationen wie Attac Frankreich und Spanien, der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, die Friends of the Earth England und Corporate Europe Observatory fordern vom designierten Kommissionschef Barrosso, den »exzessiven Einfluss industrieller Lobbygruppen auf die EU-Politik einzuschränken«. Alle Wirtschaftsbeziehungen der an den Gesetzgebungsverfahren der EU beteiligten Personen müssten offen gelegt werden. Für EU-Kommissare, die in die Industrie wechseln wollen, solle eine Sperrfrist gelten. Lobbyorganisationen und Beraterfirmen müssten verpflichtet werden, regelmäßig Berichte über ihre Tätigkeit, ihr Budget und ihre Klienten zugänglich zu machen. Allein in Brüssel arbeiten 15000 Lobbyisten. Eine weitere Forderung der Unterzeichner ist das Verbot eines privilegierten Zugang von Lobbyorganisationen wie European Roundtable, European Services Forum oder Trans-Atlantic Business Dialogue zur EU-Kommission. European Round Table of Industrialists (ERT) z.B. wurde 1983 gegründet und hat 45 Mitglieder, alles »Kapitäne der Industrie«, großer europäischen Konzerne wie Bayer, British Petroleum, DaimlerChrysler, Ericsson, Fiat, Nestlé, Nokia, Petrofina, Philips, Renault, Shell, Siemens, Solvay, Total oder Unilever. Der ERT habe ungehinderten Zugang zur Brüsseler Kommission und dessen Politik maßgeblich mitbestimmt, so die Soziologin und Globalisierungskritikerin Maria Mies. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: »Immer öfter setzen sich Partikularinteressen einzelner Industriezweige gegenüber dem Allgemeinwohl durch – dies ist mit demokratischen Prinzipien nicht zu vereinbaren.« Unter Barroso dürfte sich dieser Kurs noch verschärfen. Er hatte als Regierungschef in Portugal mit seiner extrem unternehmerfreundlichen Politik den Unmut von Gewerkschaften und linken Parteien auf sich gezogen. |