ND 20.10.04Warnung vor dem Bolkestein-Hammer Protest bei Rede von EU-Kommissar in Berlin
Globalisierungskritiker und Gewerkschafter haben am Montagabend am Rande eines öffentlichen Vortrages von EU-Kommissar Frits Bolkestein gegen die Zerschlagung des europäischen Sozialstaatsmodells protestiert. Berlin (ND-Nowak). Mehrere Einsatzfahrzeuge der Polizei wiesen am Montagabend im Hof der Berliner Humboldt-Universität (HUB) den Weg zu einer Vortragsveranstaltung von Frits Bolkestein. Den meisten Menschen dürfte der Mann noch unbekannt sein. Doch das könnte sich demnächst ändern. Schließlich ist der Name des Mitgliedes der rechtsliberalen holländischen VVD und des neoliberalen Netzwerks Mont Pelerin Society mit einer EU-Richtlinie verknüpft, gegen die mittlerweile linke Parteien, Initiativen und Gewerkschaften Sturm laufen. Auch in der HUB hatten sich zahlreiche Protestierer eingefunden. »Stoppt den Bolkestein-Hammer« hieß es auf Transparenten, die sich »gegen eine Privatisierung der Dienstleistungen« richteten. Mitglieder der Gewerkschaft IG-BAU und des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac verteilten an die zahlreichen Veranstaltungsbesucher eine gemeinsame Erklärung gegen Bolkesteins Politik: Mit dessen »Richtlinie zur Liberalisierung von Dienstleistungen im Binnenmarkt« wolle der EU-Kommissar »nicht nur den Dienstleistungsbereich deregulieren, sondern auch gleich weite Teile der öffentlichen Daseinsvorsorge und Sozialhilfe mitentsorgen«, so die Befürchtung. Diese Sorge teilt auch die PDS-Europaabgeordnete Sarah Wagenknecht, die sich an den Protesten beteiligte. Sie wolle mit dazu beitragen, dass der Inhalt der Richtlinie bekannt werde und sich Widerstand entwickelt, erklärte Wagenknecht gegenüber ND. Die Person Bolkestein, der seinen Kommissarsposten demnächst abgeben wird, sei dabei jedoch nicht das Problem, so Wagenknecht - sondern die konservative EU-Mehrheit im Europaparlament in Brüssel. |