ND 23.12.03Symposium gegen Isolationshaft Angehörigen- und Aktivistentreffen in Florenz
Von Peter Nowak, Florenz
Isolationshaft ist in vielen Ländern eine gängige Praxis bei politischen Gefangenen. In Florenz fand am Wochenende das zweite internationale Symposium gegen Isolationshaft und Folter statt. Ungewöhnliches Gedränge herrschte im Rathaus von Florenz und im toskanischen Regionalparlament. Doch nicht Minister und Parlamentarier waren dort versammelt, sondern ehemalige politische Gefangene, ihre Angehörigen und politische Aktivisten. Der Anlass: das zweite internationale Symposium gegen die Isolationshaft. Unter den 120 Teilnehmern waren einstige politische Häftlinge unter anderem aus der Türkei, Iran, dem Baskenland, aus Palästina oder aus der republikanischen Bewegung Nordirlands. Angehörigenorganisationen von politischen Gefangenen aus vielen Teilen der Welt schilderten in bewegenden Worten die Situation ihrer Töchter und Söhne hinter den Kerkermauern. Daneben waren zahlreiche Aktivisten von politischen Solidaritätssorganisationen gekommen, aus Deutschland unter anderem Vertreter des Bundesvorstandes der Roten Hilfe, der Duisburger Bewegung Initiativ und der Bewegung 18.Oktober aus Berlin. Das Datum war nicht zufällig gewählt. Am 19.Dezember 2000 stürmte das Militär 20 Gefängnisse in der gesamten Türkei. Dabei wurden 28 Gefangene ermordet und zahlreiche schwer verwundet. Ziel der von der türkischen Regierung zynischerweise”Rückkehr zum Leben” genannten Aktion war die zwangsweise Einführung der Isolationszellen, die in der Türkei F-Typ-Zellen genannt werden. Seitdem wurde dieser Tag von der türkischen Angehörigenorganisation Tayad zum internationalen Kampftag gegen Isolationshaft erklärt. Zahlreiche Initiativen aus aller Welt haben sich diesem Appell angeschlossen. Gefangene aus aller Welt, unter ihnen Mumia Abu Jamal und Ramon Labanino Salazar von den “Miami Five, sind in einen befristeten Solidaritätsshungerstreik getreten. Aus Solidarität haben auf öffentlichen Plätzen in Berlin, Brüssel und Wien 50 Angehörige einen Hungerstreiks begonnen. Dabei wurden in Brüssel bei einer Kundgebung vor dem Europäischen Parlament 60 Demonstranten festgenommen. Das Symposium sollte der Auftakt für weitere Aktionen gegen die Repression sein. Einige Aktionen von beteiligten Gruppen wurden schon in Florenz vorgestellt. So wird in Berlin am internationalen Kampftag zur Freilassung der politischen Gefangenen, am 18.März, eine Demonstration gegen Isolationshaft und die Schwarzen Listen von USA und EU organisiert. |