ND 18.09.03Rebellion am Rio de la Plata Von Peter Nowak
Die Wogen der argentinischen Rebellion haben sich geglättet. Jetzt ist es Präsident Kirchner, der durch überraschende Entschlüsse Schlagzeilen macht und selbst Oppositionelle begeistert, die noch vor wenigen Monaten mit Blick auf die politischen Spitzen gefordert hatten: »Alle müssen verschwinden.« Um die Jahreswende 2001/2002 waren gleich mehrere Präsidenten gestürzt und zahlreiche vorher unpolitische Menschen aktiviert worden. Die Berliner Filmemacherinnen Susanne Dzeik und Kirsten Wagenschein haben nun ein 80-minütiges Video mit dem Titel »Brandzeichen - Momente einer Rebellion« produziert, das die Stationen der argentinischen Protestbewegung dokumentiert. Dzeik und Wagenschein sind langjährige Mitarbeiterinnen des Berliner Videokollektivs ak-Kraak, das Anfang der 90er Jahre in der damaligen Ostberliner Hausbesetzerszene entstand. In ihrem neuesten Film haben sie nicht nur die Proteste der Arbeitslosen und der unteren sozialen Schichten Argentiniens aufgezeichnet, sondern auch die Erbitterung des um seine Ersparnisse geprellten Mittelstands: etwa die älteren Herren in Schlips und Kragen, die die Scheiben einer Bank einwerfen, in der sie vielleicht jahrelang gearbeitet haben. Sie haben die Kamera in besetzte Fabriken und auf brutale Polizeieinsätze ebenso gehalten wie in Stadtteilversammlungen, wie sie seinerzeit allerorts stattfanden. Der Streifen dokumentiert Streit und Machtspiele zwischen verschiedenen Protestfraktionen und spart die Ermüdungserscheinungen derer nicht aus, die der vielen Diskussionen bald überdrüssig waren. Eine wichtige Dokumentation, deren Macherinnen ihre Sympathien für die Schwachen freilich nicht verheimlichen.
Susanne Dzeik, Kirsten Wagenschein: Brandzeichen - Momente einer Rebellion. Das Video kann für 20 Euro beim Videokollektiv akKraak Tel: 030-44 05 81 79 bezogen werden. Weitere Informationen unter www.akkraak.squat.net |