ND 19.02.03Rechtsextreme Unterwanderungsversuche Deutsche Rechte jeglicher Couleur suchen Anschluss an die Antikriegsbewegung Von Peter Nowak
Unter den mehr als 500000 Menschen, die sich am vergangenen Sonnabend in Berlin am bundesweiten Aktionstag gegen einen drohenden Irak-Krieg beteiligten, waren auch rechte Funktionäre. Einige Republikaner hatten sich auf der Antikriegsdemonstration ebenso eingefunden wie eine kleine Gruppe von NPD-Kadern und Flugblattverteiler der rechten Sekte »Bürgerrechtsbewegung Solidarität«. Die Teilnahme der Rechten war keine Überraschung. In den Tagen vor der Großdemonstration berichteten mehrere Zeitungen über die beabsichtigte Teilnahme von Rechten. Dafür hatte das NPD-Präsidium mit einer Pressemitteilung vom 12. Februar gesorgt. Unter dem Motto »Volk steh auf« wurden darin »Mitglieder und Anhänger sowie alle Deutschen« aufgerufen, sich an der Antikriegsaktion zu beteiligen. Von Alfred Mechtersheimers Deutschlandbewegung bis zur Deutschen Volksunion (DVU) und dem offen neonazistischen Aktionsbüro Norddeutschland gibt es meist ähnlich lautende Bekenntnisse gegen einen Krieg in Irak. Meist wird dabei Deutschland als eigentliches Opfer dargestellt. So heißt es in einem Aufruf des Aktionsbüros Norddeutschland: »Protest gegen die weltweite Unterdrückungspolitik der USA« müsse »einen immer größeren Eingang in den politischen Kampf des nationalen Widerstandes« finden. Die deutschen »Volksgenossen« sollten ihr »Schicksal wieder frei von globalen >westlichen< Machtinteressen selbst bestimmen« können. Der Aufruf gipfelt in der Parole: »Wir wollen frei sein, wie die Väter waren!« Auf ihrer Homepage listet das Aktionsbüro mehrere Flugblattaktionen in Norddeutschland auf. »Ziehen uns die Amis in den dritten Weltkrieg?«, so lautete das Motto.
»Fremde Truppen raus aus Deutschland«
In den letzten Wochen waren auf zahlreichen Antikriegsaktionen Rechte präsent. Bei den Protesten gegen die NATO-Sicherheitskonferenz Anfang Februar in München wurden beispielsweise einige stadtbekannte Republikaner-Funktionäre, die Schilder mit der Parole »Fremde Truppen raus aus Deutschland« trugen, aus der Demonstration gedrängt. In Gelsenkirchen konnten bei einer Antikriegskundgebung etwa zehn Mitglieder der örtlichen Kameradschaft weitgehend unbehelligt ein Transparent mit der Aufschrift »Frieden für Deutschland - keine Stimme den Kriegsparteien« tragen.
Demoveranstalter distanzieren sich von rechten Gruppen
Nach Mitteilung des unabhängigen Internetmagazins »Indymedia« hielten sich in Görlitz und Halle Rechte am Rande von Antikriegsaktionen auf. Mittlerweile haben die Koordinatoren der Veranstaltungen gegen einen drohenden Irak-Krieg die rechten Einflussversuche eindeutig zurückgewiesen. So einigte man sich im Vorfeld der Proteste gegen die NATO-Sicherheitstagung in München darauf, keine Landesfahnen sowie nationalistische und antisemitische Parolen auf der Demonstration zu dulden. Die globalisierungskritische Organisation Attac, die wesentlich an der Mobilisierung für die Demonstration am Wochenende in Berlin beteiligt war, hat sich in einer Erklärung klar von antisemitischen und nationalistischen Gruppen abgegrenzt. Auch das Netzwerk Friedenskooperative verwahrte sich gegen den Verdacht einer Zusammenarbeit mit oder Duldung von rechtsextremistischen Gruppen. |