ND vom 31.3.03Protesttag gegen Leiharbeit Am 1.April werden die Aktionen gegen das Hartz-Arbeitsreformpaket fortgesetzt
Von Peter Nowak
»Heraus zum 1.April!« Dieser Slogan könnte für einen Aprilscherz gehalten werden. Doch weit gefehlt. Am morgigen Dienstag wollen bundesweit Erwerbslose und Sozialhilfeempfänger gegen Leiharbeit, Lohndumping und Niedriglöhne auf die Straße gehen.
Der Aktionstag ist mit Bedacht auf diesen Tag gelegt worden. Schließlich richten sich die Proteste gegen die Personal Service Agenturen (PSA), die ab 1.April flächendeckend eingeführt werden sollen. Hierbei handelt es sich um ein Kernstücke der Arbeitsmarktreform, die mit dem Namen Hartz verbunden ist. Bei der Einführung der PSA hat sich die Hartz-Kommission von der Annahme leiten lassen, dass viele Unternehmen davor zurückschrecken, Arbeitslose einzustellen, die sie nicht kennen. Über die PSA können Arbeitslose von den Arbeitsämtern bis zu 6Monate an Unternehmen verliehen werden und bekommen in diesem Zeitraum weiter ihr monatliches Arbeitslosengeld. Das kann gekürzt werden, wenn der Arbeitslose sich für die Dienste der PSA nicht interessiert zeigt. Daher sprechen Erwerbslosen-Initiativen auch polemisch vom modernen Sklavenmarkt. Kritisiert wird auch die Haltung der Gewerkschaften. Der DGB hat kürzlich Eckpunkte für einen Tarifvertrag für die existierenden Leih- und Zeitarbeitsfirmen abgeschlossen. Spitzengewerkschafter erklärten, dass sie damit tarifliche Entlohnung und vollen Kündigungsschutz auch für Leiharbeiter durchgesetzt haben. Ganz anders sieht das Carsten Frech vom »Berliner Bündnis für soziale Grundrechte - Stoppt die Hartzpläne«. »Durch den Abschluss des Tarifvertrags hat der DGB mit dazu beigetragen, der Ausbreitung von Leiharbeit Tür und Tor zu öffnen«, meinte er gegenüber ND. So sehen das auch viele Gewerkschaftler. An der Basis war an die Kritik an den Tarifabschluss stark. Deswegen wird am Aktionstag auch mit ihrer Teilnahme gerechnet. Aufgerufen dazu hat ein bundesweites Bündnis gegen die Hartz-Pläne und seiner Folgen, dass sich am 11.Februar in Frankfurt/Main konstituierte. Diesem gehören neben »LabourNet Germany« und der Zeitschrift »express« und der Vernetzungsinitiative der Gewerkschaftslinken auch regionale Anti-Hartz-Bündnisse aus Berlin, Frankfurt/Rhein-Main, dem Ruhrgebiet, der Runde Tisch der Erwerbslosen- und Sozialhilfeorganisationen und die Europäischen Märsche gegen Erwerbslosigkeit an. Mobilisiert wird dezentral. In Berlin wird es eine Kundgebung vorm Arbeitsamt Wedding geben, dass als besonders restriktiv gilt. Aktionen sind auch in Frankfurt/Main, Hamburg und im Ruhrgebiet geplant. |