Frankfurter Rundschau vom 15.4. 02 Massenproteste gegen israelische Militäroffensive Zehntausende demonstrieren in europäischen Städten / In Berlin auch Kundgebung gegen Antisemitismus
Rund 25 000 Menschen haben am Samstag in mehreren deutschen Städten friedlich gegen die Militäroffensive Israels in den Palästinenser-Gebieten demonstriert. Zehntausende protestierten auch in anderen europäischen Städten gegen die israelische Politik. In Berlin kam es am Sonntag zu einer Solidaritätskundgebung für Israel.
BERLNI/LONDON/AMSTERDAM, 14. April (now/dpa/ap/afp). In der Bundeshauptstadt hatte die Vereinigte Palästinensische Gemeinde Berlins am Samstag unter dem Motto "Solidarität mit Palästina" zur Demonstration aufgerufen. Nach Polizeiangaben kamen mehr als 11 000 Menschen, die meisten von ihnen offenbar in Deutschland lebende Araber. Auf Transparenten forderten sie den Rückzug von Israels Armee aus den Palästinensergebieten und einen Abbau der Siedlungen. Von der Bundesregierung wurde ein Stopp der Waffenlieferungen an Israel und Druck auf die Scharon-Regierung gefordert.
Unter den Rednern war auch der jüdische Holocaust-Überlebende Fritz Teppich, der die Intifada mit dem Aufstand der Juden im Warschauer Ghetto während der deutschen Besatzung verglich. Der PDS-Bundestagsabgeordnete Wolfgang Gehrcke kritisierte in seiner Ansprache neben der Politik der israelischen Regierung auch palästinensische Selbstmordanschläge und betonte das Existenzrecht Israels. Laut Polizei warfen einige Demonstranten Steine gegen die britische Botschaft. Die Störer wurden von Polizisten und palästinensischen Ordnern abgedrängt.”(schon mal eine kleine Übung für den künftigen Staat Palästina, ein Hoch auf die deutsch - palästinensiche Bullenfreundschaft ...MK)”
Am Sonntagnachmittag folgten nach Angaben des "Bündnisses gegen Antisemitismus und Antizionismus" in Berlin rund 1500 Teilnehmer dem Aufruf zu einer Solidaritätskundgebung für Israel. Die Demonstration richtete sich dem Bündnis zufolge gegen die seiner Meinung nach zunehmenden antisemitischen Töne in der Diskussion über die Lage in Nahost.
In Frankfurt am Main gingen knapp 6000 und in Düsseldorf 5000 Demonstranten auf die Straßen. In Mannheim wurden 2000 und in Mainz 1500 gezählt. Zu kleineren Protestkundgebungen kam es auch in mehreren Städten Baden-Württembergs.
Während die Proteste in Deutschland insgesamt friedlich verliefen, führte eine Demonstration gegen die israelische Politik in Amsterdam zu heftigen Zusammenstößen mit der Polizei. Gruppen von Jugendlichen warfen aus einem Zug von etwa 10 000 Demonstranten heraus Schau- und Hotelfenster in der Innenstadt ein und attackierten auch Polizisten, die mit Gummiknüppeln gegen sie vorgingen. 15 Demonstranten wurden festgenommen.
In London zogen bis zu 15 000 Menschen durch die Innenstadt und forderten ein Ende der Angriffe. Auch in Frankreich gingen mehrere tausend Menschen auf die Straße und demonstrierten für Solidarität mit dem palästinensischen Volk. Mehr als 5000 Menschen demonstrierten in Istanbul. Demonstranten setzten israelische Flaggen in Brand und forderten den türkischen Ministerpräsidenten Bülent Ecevit zum Rücktritt auf. Ecevit hatte das israelische Vorgehen kürzlich als "Völkermord" bezeichnet, sich jedoch wenig später für die Äußerung entschuldigt. |