junge Welt vom 1.10.01Rote Karte für Innenminister 3500 Menschen bei Berliner Demonstration zum Tag des Flüchtlings. Afrikanerin von Rassisten verletzt
Ein neues Symbol hat am Samstag in Berlins City die Runde gemacht. Das durchgestrichene Konterfei von Bundesinnenminister Otto Schily zierte zahlreiche Plakate. »Stoppt Schily« hieß denn auch das Motto einer bundesweiten Demonstration, zu der Migrantengruppen und antirassistische Initiativen aus ganz Deutschland zum »Tag des Flüchtlings« aufgerufen hatten. Die Veranstalter sprechen von rund 3500 Teilnehmern. Zu einem Zwischenfall kam es am S-Bahnhof Alexanderplatz, wo ein Mann rassistische Sprüche rief und eine Flasche in den Demonstrationszug warf. Eine Afrikanerin wurde dabei leicht verletzt.
Im Mittelpunkt der Kritik stand das von Bundesinnenminister Otto Schily favorisierte Einwanderungsgesetz. Für die große Mehrheit der Flüchtlinge bringe es Nachteile. Lediglich für eine Minderheit von gut ausgebildeten Fachleuten gäbe es erleichterte Einwanderungsmöglichkeiten, wurde kritisiert. Damit werde die Trennung in für Deutschland wirtschaftlich »nützliche und nicht nützliche« Migranten weiter vorangetrieben. Auch die Ereignisse des 11. September in den USA wurden nicht ausgespart. Schließlich werden Flüchtlinge bestimmter Länder neben Rassismus mit Terrorismusvorwürfen konfrontiert. Mehrere Redner wandten sich gegen Gesetzesverschärfungen im Windschatten der Terrorismushysterie. Als Beispiel wurden entsprechende Rasterfahndungen an Unis genannt.
Die Veranstalter haben weitere Aktionen angekündigt.
Peter Nowak |