Frankfurter Rundschau vom 1.10.01Palästinensische Schulbücher Nahost-Konflikt wird differenzierter dargestellt
now BERLIN, 1. Oktober. Das Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung hat in einer vergleichenden Studie Fortschritte bei der Gestaltung von Schulbüchern festgestellt, mit deren Hilfe palästinensische Kinder und Jugendliche Geschichte und Sozialkunde lernen. Zwar werde Israel in den Lehrmaterialien weiterhin als Aggressor, aber nicht mehr länger als Bandit oder Schurke hingestellt, sagte Professor Sami Adwan (Bethlehem) am Montag in Berlin bei der Präsentation der Studie. Häufig werde der aktuelle Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ganz ausgespart, stellte die erste vergleichende Studie von israelischen und palästinensischen Geschichts- und Sozialkundebüchern für das erste bis sechste Schuljahr fest. Anlass dafür waren Vorwürfe, palästinensische Schulbücher verbreiteten antisemitische Klischees.
Propagiert werde in den aktuellen Lehrmaterialien meist das Bild einer "sauberen, homogenen palästinensischen Gesellschaft", sagte Götz Nordbruch von der Berliner Humboldt-Universität. Als abschreckendes Beispiel "westlicher Dekadenz" sei an einer Stelle das Foto zweier Punks dem Bild einer palästinensischen Familie gegenüber gestellt.
Auch israelische Schulbücher würden den Palästina-Konflikt wesentlich differenzierter darstellen, erläuterte Professor Yoshua Mathias von der Universität Tel Aviv. Die überwiegende Mehrheit der Bücher spreche heute auch die "dunklen Seiten" der zionistischen Geschichte an, wie die Vertreibung palästinensischer Bewohner. |