junge Welt Inland 25.08.2000
Dem deutschen Wald zuliebe? Frankfurt/Main: Rechte Gruppen infiltrieren Widerstand gegen Flughafenausbau _________________________________________________________________
Kaum hatte sich die konservativ-liberale hessische Landesregierung Mitte August endgültig für eine Ausbauvariante des Frankfurter Flughafens entschieden, gingen die Anwohner betroffener Städte und Gemeinden mit Transparenten und Plakaten auf die Straße. Manche erinnerten sich an den Widerstand gegen die Startbahn West, der Anfang der 80er Jahre nicht nur die Rhein-Main-Region in Atem hielt. Doch wie kürzlich in Hamburg, wo Neonazis sich in die Tradition des Springer-Protests stellten, versuchen rechte Gruppen nun auch den Startbahn-Widerstand zu infiltrieren. Seit einigen Wochen sorgt ein Flugblatt linker Flughafengegner für Diskussionen. Bei allem erfolgreich praktizierten Pluralismus sei für Rassisten und Rechtsradikale kein Platz in der Protestbewegung, so der Tenor der Verfasser.
Ein Tummelplatz der rechten Flughafengegner ist die »Bürgerinitiative gegen unnötigen Fluglärm Bergen-Enkheim«. Ihr Sprecher Ulrich Brier war bis vor kurzem Regionalbeauftragter von Alfred Mechtersheimers »Deutschlandbewegung« und hatte sich 1997 bei den Protesten gegen die Wehrmachtsausstellung in Frankfurt/Main hervorgetan. Die BI-Aktivistin Ellen Wilde ist Fraktionsvorsitzende des »Bürgerbündnis für Frankfurt« (BFF) im Ortsbeirat Bergen-Enkheim. Das BFF will bei den anstehenden Kommunalwahlen als Gegner des Flughafenausbaus offenbar Stimmen gewinnen. Das Wahlprogramm des BFF zur Frankfurter Kommunalwahl 1997 charakterisierten die Antifaschistischen Nachrichten folgendermaßen: »Ein Kennzeichen der >Vorschläge zur politischen Erneuerung von Frankfurt am Main< (des BFF - d. Red.) ist ihre Ausländerfeindlichkeit. Dabei setzt das BFF an der inzwischen verbreiteten rassistischen Verknüpfung von >Sicherheits<- und >Ausländerpolitik< an: >Der hohe Anteil der von Ausländern und ausländischen Einwohnern verübten Kriminalität darf nicht tabuisiert werden ... Die hohe Zahl der illegal in Frankfurt lebenden Ausländer ist auch eine Quelle von Kriminalität.<«
Bei der hessischen Landtagswahl 1999 kandidierten BFF- Mitglieder auf der Liste des mittlerweile aufgelösten »Bund Freier Bürger« (BFB). 1998 schoben BFF und BFB eine Frankfurter Initiative an, mit der sie einen Volksentscheid gegen die doppelte Staatsbürgerschaft forderten. Später, als sich die CDU des Themas angenommen hatte, wurde daraus die Bürgerbewegung »Unser Land«, die mit Horst Mahler im vergangenen Jahr einige Demonstrationen durchführte.
Auf der Homepage der »Bürgerinitiative gegen unnötigen Fluglärm Bergen-Enkheim« wird das BFF zur einzigen parlamentarischen Kraft aufgebaut, die gegen den Flughafenausbau agiert. Unter der Überschrift »Der Lärm der Globalisierung« brachte die rechtsextreme Wochenzeitung Junge Freiheit die rechte Kritik am Flughafenausbau auf den Punkt: »Die Ausbaubefürworter kümmert es nicht, daß die Rhein-Main-Region zu einer Fluglärm- und Dreck-Zone verkommt und mit über 100 000 Flugbewegungen jährlich zum Umsteigeplatz des globalen Massen-Jet-Sets und zum größten Frachtflughafen Europas wird. Gegen diese erhebliche Gefahr für die Heimat, den Lebensraum und die Gesundheit Hunderttausender Menschen (und Tiere) wehren sich die Freien Wähler BFF und die Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau, mit der Unterstützung der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und des Deutschen Siedlerbundes.«
Peter Nowak |